30.01.18 Erdöl und die Kanaren

Es ist mal wieder so weit. Nachdem vor drei Jahren die Probebohrungen vor der Küste Fuerteventuras eingestellt worden waren, legt jetzt Marokko mit neuen Bohrungen los.

 

Mögliche Erdölfundstellen

Vor der Küste Fuerteventuras sind im Januar 2015 die Bohrungen nach Erdöl mit folgenden Worten eingestellt worden: Es gibt Erdöl und Erdgas, aber nicht in der Qualität und den Mengen, um einen zukünftigen Abbau in Betracht zu ziehen. Die spanische Regierung hatte sich im Vorfeld, gegen den Willen der Autonomen Region der Kanaren, für einen Abbau der Vorkommen ausgesprochen. Ironisch klingt es nun, wenn Ende 2017 die Marokkaner mit neuen Probebohrungen von sich reden machen. Nur 50 km vor der Küste Fuerteventuras und Lanzarotes soll wieder gebohrt werden. Die Menschen in Lanzarote und Fuerteventura sind begeistert.

Die Rowan Rennaisance arbeitete 2014 für Repsol (Felipe de la Cruz/Diario de Lanzarote).

2015 hatten Vertreter der Förderung mit nicht überlegten Äusserungen über die Umweltverträglichkeit von sich reden gemacht und damit das Augenmerk aller darauf gerichtet, was passieren kann, wenn es zu einem Unglück kommt. Nicht nur, dass in einer auf Tourismus aufgebauten Wirtschaft wie der der Kanaren wenig negative Werbung nötig ist, um grosse Einbussen verzeichnen zu dürfen, für manche Menschen hier geht es richtig ans Eingemachte. Auf den östlichen Inseln laufen über 80 % der Wasserversorgung über Meerwasserentsalzung. Wenn die im Falle einer Verschmutzung des Meeres eingestellt werden sollte, geht es nicht mehr nur ums Geld.

Von Spanien und Marokko beanspruchte Gebiete (IEO)

Die italienische Firma ENI ist überzeugt, da abbauen zu können, wo andere versagt haben. Zwischen den nun zur Untersuchung freigegebenen Gebieten und der Küste Fuerteventuras liegen gerade mal 50 km.

Im Unterschied zur Bohrung von 2014 will man nun vor der Küste Marokkos in nur einem Drittel der damaligen Tiefe bohren, was erhebliche Kosten einsparen soll und wo man deshalb schon wirtschaftlich arbeiten könnte.

Schutzgebiete de EU vor den Kanaren

Noch 2015 sind in den Gewässern vor Lanzarote und Fuerteventura grosse Gebiete zu europäischen Schutzgebieten deklariert worden, weshalb nun ein Streit vorprogrammiert scheint. Jedenfalls haben wir das Geld für die Einrichtung der Schutzgebiete ja schon bekommen. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Situation entwickelt. Unwahrscheinlich ist jedenfalls, dass sich die Marokkaner von ihrer bisherigen Besetzungspolitik aus Spanisch Sahara zurückziehen, denn dann würden sie lukrative Möglichkeiten in den Wind schiessen.

Erdöl-Bohrungen auf spanischer Seite 2014

Der lokale Generalsekretär der Coalición Canaria, der kanarischen Nationalisten, Mario Cabrera, fordert die Europäische Union auf, bei den multinationalen Erdölfirmen zu intervenieren, die „unsere Meere aufgeteilt, verkauft und weiterverkauft haben“. Ich würde ihn gerne fragen, ob er sein Geld in einem Aktienfond anlegt.

Ölteppiche, die auf der Wasseroberfläche schwimmen, können von den Meeressäugern nicht gemieden werden und dringen in deren Atemwege ein. Auch alle möglichen anderen Organismen werden verklebt oder vergiftet. Ausserdem gelangen Bestandteile in die Nahrungskette und enden beim Menschen.

Foto: Centro de Recuperación de Fauna Silvestre, La Laguna

Der grösste Anteil an aromatisierten Kohlenwasserstoffen gelangt nicht bei grossen Ölpesten ins Meer, sondern fliesst kontinuierlich aus Haushalten und Industrie ab. Allerdings sind die Folgen bei einer Bohrung sehr konzentriert: Es werden schwermetallverseuchte Schlämme in der Umgebung freigesetzt, die in 500 m Umkreis alles abtöten und im laufenden Betrieb einer Ölquelle werden 100 l pro tausend Tonnen freigesetzt. Im konkreten Fall kann eine Ölpest nicht nur die Strände und nicht sichtbaren Ökosysteme von Fuerteventura auf lange Sicht in Mitleidenschaft ziehen, sondern auch die für die Entsalzung nötigen Wasservorräte verseuchen oder die sehr einträgliche Fischerei vor der afrikanischen Küste stören. Immerhin würden die Europäer dann aufhören, im Rahmen ihrer Fischereipolitik jährlich 30 Millionen Euro an Marokko zu zahlen …

Kürzlich ist es uns sogar zufällig gelungen, die Geräusche der Bodenuntersuchungen bei unseren normalen Unterwasser- Tonaufnahmen mit aufzuzeichnen:

Lesen Sie dazu auch: Der Mensch und das Meer und Verschmutzung mit Umweltgiften