Die Insel La Gomera

La Gomera, auch Isla Mágica oder Isla Colombina genannt, ist für uns und viele weitere Naturliebhaber ein kleines Paradies. Auf kleinem Raum bieten sich vielfältige Möglichkeiten, sich der Geologie, der Vegetation, der Fauna und den Menschen zu nähern. Hier finden Sie einen Überblick:

Zahlen und Daten

Die Wassertiefen zwischen den Inseln sind beachtlich

La Gomera liegt soweit von den Zentren unserer Gesellschaft entfernt, dass kaum ein junger Spanier hier leben mag, der Sprit ist hier am Teuersten, selbst Ostfriesenwitze macht man hierzulande gerne über Gomeros. Die Distanz zum spanischen Festland beträgt ca. 1300 km, jedoch nur 300 km zur Küste West-Afrikas. Geographisch gehören die Kanaren deshalb eigentlich eher zu Afrika. Wir liegen 28 km vor Teneriffa und die beiden nächsten Inseln, El Hierro und La Palma, sind etwa 60 km weit entfernt.

Im oberen Tal von Hermigua teilt sich die Schlucht in den Barranco de Monforte und den Barranco de la Calle

Obwohl wir nicht weit von Teneriffa entfernt sind, dauert eine Anreise zu uns im Schnitt vielleicht 3 Stunden länger, was viele Gäste abhält und vielleicht der Grund ist, das wir hier etwas „abgeschieden“ leben.

Vor etwa 11 Millionen Jahren entstand unsere kleine Vulkan-Insel in mehreren Phasen durch aufeinanderfolgende Ausbrüche vieler Vulkane. Seit 2 Millionen Jahren ist jetzt Ruhe, die Erosion hat tiefe Schluchten in das alte Massiv gefressen und die Wellen haben sich hoch auftürmende Klippen geschaffen. Deshalb gilt die zweitkleinste der kanarischen Inseln mit ihren ca. 23.000 Einwohnern auf ‎369,76 km² als die wildeste von allen und ist geformt wie ein rundes Makrönchen.

In den grössten und wasserreichsten Schluchten sind die grössten Ortschaften entstanden. (Base: Grafcan, modelo digital de elevaciones)

Man könnte die Insel auch mit einer Zitronenpresse vergleichen, von deren höchstem, zentralen Punkt sich radiär Schluchten zum Meer ziehen; eine sehr grobe Zitronenpresse… In den grössten und wasserreichsten Schluchten sind die grossen Ortschaften entstanden.

Die feuchteren Gipfelregionen werden im Nationalpark Garajonay seit 1986 und als Weltnaturerbe von der UNESCO geschützt – mit märchenhaften und urwüchsigen Lorbeerwald und dem Alto de Garajonay, dem höchsten Gipfel der Insel (1.487 m)

Täler und Orte

Gomera Südwesten mit der Schlucht von Valle Gran Rey

 

Vom zentralen Nationalpark aus führen wildromantische Schluchten vorbei an verträumten Bergdörfern durch wunderschöne fruchtbare Terrassentäler Richtung Küste, mit ihren malerischen Tal- oder Küstensiedlungen wie zum Beispiel dem Valle Gran Rey im Westen, Hermigua, Agulo und Vallehermoso im Norden, Playa Santiago im Süden und der Inselhauptstadt San Sebastian im Osten der Insel.

Berge und Meer

Karte Gomera Open Street Map

La Gomera lädt vor allen Dingen zum Wandern ein. Ob ein Spaziergang durchs grüne, palmenbestandene Tal oder eine mehrtätige Trekking-Tour über die Insel gewünscht wird – für jeden ist etwas dabei. Denn schon auf kurzen Distanzen wird einem die abwechslungsreiche Landschaft mit spektakulären Ausblicken präsentiert.

Verschiedene Vegetationszonen auf engstem Raum überraschen mit einer Vielzahl endemischer Pflanzen. Und auch das Klima wechselt spürbar schnell: Wer noch unten im subtropischen Tal die Sonne genießt, wird möglicherweise schon nach wenigen hundert Metern bergauf von feuchten Passat-Wolken begrüßt und erfrischt.

Wie ihre Schwester-Inseln im zu Spanien gehörenden kanarischen Archipel bietet auch La Gomera ein sehr ausgeglichenes und angenehmes Klima. Die Höchst-Temperaturen liegen im Durchschnitt bei 22° C im Winter und 27° C im Sommer, ideales Wanderwetter also.

Wandern über die Gipfel und dann die Füsschen ins Wasser halten?

Der besondere Reiz dieser Insel liegt jedoch für uns in der Kombination „Berge und Meer“.

Was gibt es Schöneres, als sich während oder nach einer ausgiebigen Wanderung die Füße im Meer zu kühlen oder gar in die Wellen zu springen? Wer liebt nicht den verträumten Blick von Gipfel oder Steilküste auf die tiefblaue Weite bis zum Horizont? Das bietet La Gomera wie wohl keine andere kanarische Insel aufgrund ihrer Struktur und des sehr gut ausgebauten Wegenetzes mit ca. 650 km ausgeschilderten und gepflegten Wanderwegen.

Stechrochen (Dasyatis pastinaca)

Das Meer um La Gomera hat besonders viele Schätze zu bieten. Kleine, schwarzsandige Lava-Strände und Buchten laden zum Baden und Sonnen ein, schroffe Steilküsten bieten traumhafte Ausblicke oder eignen sich zur Vogel- oder Walbeobachtung.

Und wer „meer“ sehen möchte, braucht keinen Tauchschein. Oftmals schon direkt an der Küste kann man mit dem Schnorchel ausgerüstet wunderbare Unterwasserwelten mit einer Vielzahl an großen und kleinen „Viechern“ entdecken.

Wer sich darüber hinaus für Küstenfauna und Geologie interessiert, wird ebenso viele spannende und interessante Entdeckungen machen können.

Wale und Delfine

Pilotwale vor La Gomera

Die Südwestküste vor La Gomera gehört neben Teneriffa zu den besten Whale-Watching-Spots der Welt. Bis zu 23 Arten von Delfinen und Walen können hier gesichtet werden. Auf La Gomera haben sich die meisten Walbeobachtungs-Agenturen auf Ausfahrten mit kleinen Booten spezialisiert und zu nachhaltigem Umgang mit den Tieren verpflichtet. Die durchschnittliche Sichtungsrate liegt bei phantastischen 80 – 95 %.

Wale und Delfine in ihrem natürlichen Lebensraum so nah begegnen zu dürfen, ist ein wunderbares und oftmals sehr nachhaltiges Erlebnis.

Aber auch viele weitere Arten, z. B. Rochen, Haie, Wasserschildkröten, farbenprächtige Quallen, fliegende Fische, Thunfischschwärme, Seevögel wie Sturmtaucher, Fischadler, Seeschwalbe und viele andere, können je nach Jahreszeit beobachtet werden.

Insel im Wandel

Sie gehört zu den Inseln, die bis ins 19. Jahrhundert unter gräflicher Herrschaft stand, was sich bis heute in einem ausgeprägtem Kazikismus ausdrückt. Die „Caciques“ waren die Dorf-Chefs, von denen es auch heute noch in fast jeder Gemeinde welche zu geben scheint. Das drückt sich unter anderem dadurch aus, dass Bürgermeister auch schon mal 30 Jahre im Amt bleiben, wie in Valle Gran Rey, oder dass der Präsident der Inselregierung seit 30 Jahren diesen Titel tragen darf.

Gräfliche Herrschaft, verkrustete Strukturen und Abgelegenheit haben wohl mit dazu beigetragen, dass La Gomera „speziell“ ist. War die Insel vor vielen Jahren noch als Hippie- und Aussteigernest verschrien, ist sie heute auch aus den Reisekatalogen der großen Anbieter nicht mehr wegzudenken.

Wer sich früher noch die alten, oft schlecht erhaltenen Wanderwege und Ziegenpfade „erkämpft“ hat und stundenlang per Anhalter zurückfahren musste, hat heute ein sehr gut ausgebautes und beschildertes Wegenetz, meist gut ausgebaute Straßen und ein funktionierendes Busnetz sowie viele Autovermieter zur Auswahl.

Und wer vor 25 Jahren nach zwei Wochen die Lust auf die leckere, aber rustikale einheimische Küche verlor und sich nach Sauerteigbrot zum Frühstück sehnte, hat heute die Qual der Wahl in den verschiedenen Restaurants. Sogar deutsche Bäcker und Metzger sorgen für Abwechslung und lassen keine Sehnsucht nach Heimat aufkommen.

„Genießer“ können sich auf der Insel nicht nur kulinarisch verwöhnen lassen, sondern viele Wellness-Angebote, wie z. B. zahlreiche Arten von Massagen, in Anspruch nehmen.

Insbesondere Spirituell-Interessierte und Gesundheitsbewusste bekommen ein breites Spektrum von Yoga, Meditationen, Reiki, Coaching, und vieles mehr geboten.

Auch vor unserer Lieblingsinsel macht der Fortschritt nicht Halt. Was auf der einen Seite zu mehr Wohlstand, Sicherheit und Bequemlichkeit führen soll, hat natürlich auch Folgen für die Umwelt und ihre Bewohner.

So wie der kleine beschauliche Fischerhafen in Vueltas schon vor einigen Jahren eine riesige Schwester-Mole für Kreuzfahrtschiffe und Fähren bekam. Und auf vielen Plantagen „wachsen“ heute statt Bananen oder Gemüse neue Apartments.

Resümee

Trotz all dem sowie den steigenden Touristenzahlen, konnte sich La Gomera bis heute noch viel von ihrer Ursprünglichkeit bewahren.

Bettenburgen wie auf anderen Inseln wird es glücklicherweise wohl niemals geben, die Regierungen haben den besonderen Reiz der Insel für die Individual-Touristen erkannt und viele Maßnahmen zur Erhaltung dieser Insel-Schönheit ergriffen. Sicher hätte man es noch besser machen können. Und wir können nicht wissen, wie sich die Zukunft entwickelt.

Und so sind wir immer noch jedes Mal, wenn wir nach einem auswärtigen Besuch auf „unsere“ Insel heimkehren, dankbar für die vielfältige Natur, die Ruhe, die Gemütlichkeit, die Freundlichkeit der Menschen, die wunderschönen Sonnenuntergänge und den phantastischen Sternenhimmel …

Viva la Gomera!

Eine geografische Beschreibung der Kanaren finden Sie hier.

Eine Einführung der Geologie La Gomeras gibt es hier.