Wellen

Wellen sind für viele Menschen ein sehr wichtiger Bestandteil der Erholung am Meer. Die ständige rhythmische Wiederkehr wirkt entspannend, gelegentlich zeugen grosse Brecher von der Macht und der Grösse des Ozeans.

Windwelle

Wellen im Meer (alle Wellen, die wir hier an den Küsten sehen können) entstehen durch Wind. Je länger der in der gleichen Richtung bläst, desto mehr Wasser wird in eine rotierende Bewegung versetzt, desto grösser die Distanz zwischen den Wellen. Je kräftiger der Wind, desto höher türmen sie sich auf. Bewegen sich die Wellen aus dem Gebiet des Windes heraus oder hört der Wind auf zu blasen und damit die Wellen aufzubauen, werden sie durch die Schwerkraft und Kohäsionskräfte langsam wieder kleiner.

Generell wird unterschieden zwischen zwei Arten von Wellen:

1) “Windwellen”, die durch Wind vor Ort, meist auf relativ kurzen Distanzen enstehen. Sie sind oft kleiner und wenig definiert, durch eine geringe Distanz zwischen den Wellenkämmen charakterisiert und zeigen oft brechende Schaumkämme.

Dünung an der Playa del Inglés in Valle Gran Rey

2) „Schwell“ oder Dünung sind sterbende Wellen, die in grosser Entfernung oft über sehr grosse Strecken von einem grossräumigen und starken Windsystem aufgebaut wurden und von denen abgeflachte Reste übrigbleiben. Da die Kohäsion unter anderen Faktoren dafür sorgt, dass sich die Wellenkämme vereinen, scheinen sie sauber voneinander getrennt zu sein. Von einem Boot aus werden sie auf dem Meer oft als sanft wiegende „Dünung“ empfunden und brechen erst an der Küste. Aufgrund der grossen Distanz zwischen den Wellenkämmen und der abbremsenden und damit stauchenden Wirkung des flachen Untergrundes können sie sich aber am Strand zu grossen Wellenbergen auftürmen.

Wo sind die Wellen am grössten (und gefährlichsten)?

Wellenenergie bei den Kanaren im Winter

Wer sich besonders an grossen Wellen erfreut, kann vielleicht mit dieser Graphik etwas anfangen. Wie man sieht, ist die Wellenenergie in den nordwestlichen Teilen der Inseln im Winter am grössten, was mit der Einfallrichtung der Wellen vom offenen Nordatlantik übereinstimmt, wo sich dann die grossen Winterstürme austoben. La Gomera wird dabei deutlich von La Palma abgeschirmt. Wer mal versucht hat, im Winter im Norden La Palmas Baden zu gehen, weiss, wovon die Autoren des Berichtes über potentielle alternative Energien reden, aus dem die Darstellung stammt.

Infos zu Wellen

Wellen am 22.12.16

Eine generell recht gute Übersicht bekommt man bei Windguru, Windy oder bei Windfinder. Ich hab mich mehr an Windguru gewöhnt, weshalb ich die Informationen auf dieser Seite vorstelle.

Auf der Internet-Seite der spanischen Hafenbehörden (Puertos del Estado) kann man sich sehr gut über die Dünung der folgenden Tage informieren, indem man sich in das jeweilige Gebiet hineinzoomt und in der rechten Leiste „Oleaje Atlántico“ – markiert.

Wer etwas über die Windwellen wissen will, sollte aber besser den „Viento“ markieren. Dann zeigen sich mögliche Windschattenbereiche.

Dünung aus nord-nord-westlicher Richtung

In der Graphik werden Windwellen mit Hilfe von violetten Pfeilen dargestellt, während die weissen Pfeile die Dünung markieren. Problematisch wird es oft, wenn mehrere Windsysteme ihre Wellen zu uns senden und diese sich überlagern. Das nennt man kombinierte Wellen, die mit mehreren Pfeilen aus einer Basis charakterisiert werden. Wenn die Maxima oder Wellenkämme der in unterschiedlichen Zonen vom Wind aufgeschobenen und hier mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Frequenz zusammenlaufenden Wellen alle paar Minuten mal wieder übereinanderliegen, rollen plötzlich doppelt so hohe Wellen auf die Küste zu.

Wellen am 27.02.2018 um 21.00

Es gibt keine wirklich Faustregel, wie die von jeder siebten Welle, auch wenn das auf eine bestimmte Stelle für einen gewissen Zeitraum zutreffen kann. Generell ergeben sich die Geschwindigkeit und Frequenz hauptsächlich aus der Distanz, auf der die Welle entstanden ist, also der Wind in die gleiche Richtung geblasen hat, und damit aus der Zeit, die die Welle hatte, um sich aufzubauen. Die Höhe der Welle hängt in erster Linie mit der Geschwindigkeit des Windes zusammen. Bei zwei in unterschiedlichen Gebieten entstandenen Schwells kann es passieren, dass regelrechte Wellenzüge aus grossen Wellen den Wasserspiegel bis zu mehr als einen Meter steigen lassen  und dann ohne vorherige Ankündigung wesentlich höher an der Küste hinaufreichen. Sie sollten, wenn Sie unsicher sind, deshalb schon bei mittelgrossen Wellen erst das Meer eine Weile beobachten, bevor Sie irgendwo zu nah an den Rand oder gar ins Wasser gehen. Sonst werden auch Sie womöglich mal anderen Badegästen von Tsunamis berichten ….

Starker Wellengang mit Schaum an der Playa del Inglés in Valle Gran Rey

Bedeutung der Wellen für das Ökosystem

Die richtig grossen Wellen bilden sich auf dem offenen Meer unter konstanten Windsystemen auf grossen Distanzen (1000 oder 2000 km). Sie reichen bis in Wassertiefen von 20 Metern und mehr und sorgen für die winterliche Durchmischung des Wassers bis in grosse Tiefen. Damit werden nährstoffreiche Wassermassen aus der Tiefe nach oben gespült, eine Düngung des Wassers ist die Folge.

Algen unter der Wasserlinie

Zusätzlich kommt es durch das Zerreiben der Steine an der Küste und das Aufwühlen des Untergrundes zu einer weiteren Belebung. Der Schaum auf dem Wasser bei grossen Wellen macht dies deutlich.

Damit sind die Wellen direkt an der Reichhaltigkeit des Wassers beteiligt. Grosse Wellen sind dabei positiv zu bewerten.

Langstachelige Diademseeigel bieten Wellen viel Widerstand und leben meist in grösseren Tiefen oder Höhlen

Normalerweise sind die Gewässer im Norden der Inseln bewegter und besser vermischt und damit reichhaltiger und kühler, während im Süden ruhigeres und wärmeres Wasser zu finden ist.

Wellen lösen durch die von ihnen ausgelösten enormen Strömungen Seeigel vom Untergrund ab. Die Verteilung der Algen und Seeigel hängt so sehr davon ab, dass die Nordseiten dichte Algenwiesen besitzen, während auf den Südseiten der Algenstreifen unter der Wasserlinie teilweise nur einen Meter hoch ist. Darunter beginnt die stark verarmte Weisszone.

Genauerer Zusammenhang zwischen Wind und Wellen

Ich habe in der folgenden Tabelle ein paar Daten zur Abhängigkeit von Wellengrösse, -masse und -geschwindigkeit vom Wind in einer Tabelle dargestellt. Achten Sie vor allem auf die Wellenhöhe, die von 30 cm bei Windstärke 2 – 3 auf 1,5 m bei Windstärke 5 ansteigen kann, oder auf die Wellengeschwindigkeit in der letzten Spalte, die sich mit der Wellenhöhe verändert. Wie immer sind die Extremwerte besonders interessant:

Damit bei einer aussergewöhnlich schweren See mit Windgeschwindigkeiten von 89-102 km/h die maximalen Wellenhöhen von knapp 15 Metern erreicht werden können, welche dann alle 14,3 Sekunden mit einer Geschwindigkeit von 53 km/h durch die Landschaft rollen, muss dieser Wind 69 Stunden lang über eine Strecke von 2662 km in die gleiche Richtung geblasen haben!

Seegang

Zustand

der See

Wellen Wind (Bft) Windgeschw. (km/h) Wellen- höhe
Reife (km+h) Periode Geschw
0 glatt keine 0 0-1
1 ruhig gekräuselt 1 2-5
2 schwach bewegt kurz 2/3 6-19 0,27 (bei 19 km/h) 19 / 2 3,0 / 10
3 leicht bewegt klein, Schaumköpfe 4 20-28
4 mässig bewegt lang, Schaumköpfe, brechend 5 29-38 1,5 (37 km/h) 139 / 10 5,7 / 21
5 grobe See gross, Schaumkämme bilden Flächen 6 39-49
6 sehr grobe See brechend 7 50-61 4,1 (56 km/h) 518 / 23 8,6 / 32
7 hohe See Wellenberge, Gischt, Schaumstreifen 8 62-74 8,5 (74 km/h) 1313 /42 11,4 / 43
8 sehr hohe See See weiss vom Schaum 9 75-88
9 aussergewöhnlich schwere See Schiffe verschwinden in Wellental 10,11, 12 89-102 14,8 (92 km/h) 2662 /69 14,3/ 53
11 103-117
12 >117