Kiefernwald

Die Kiefernregion liegt im Einflussbereich des Passatwindes, aber über der Frostgrenze. Auf den Luvseiten können die Kiefernwälder sehr dicht und reichhaltig sein.

Hier handelt es sich um die noch feuchten Höhenlagen ab etwa 1200 m, die vor allem im Winter noch regelmässig in Wolken gebadet werden, die aber im Sommer oft über der Passatzone liegen und die gelegentlich Frost mitbekommen. Auf La Gomera findet man die Kiefernbestände nur an Südhängen, wo die Häufigkeit und Dichte der Passatwolken geringer sind.

ausgewachsene Kiefer mit breiter Krone im Orotavatal

Die einzige heimische Art, die Kanarenkiefer (Pinus canariensis), ist sehr leicht an ihrer recht hellen saftigen Färbung und den extrem langen Nadeln zu erkennen. Die gewöhnlich zu dritt im Bündel stehenden Photosyntheseorgane werden bis zu 35 cm lang!

Um die Feuchtigkeit aus den Wolken zu „melken“, macht das Sinn. Wasser kann nur über die Wurzeln aufgenommen werden. Es müssen viele kleine Nebeltröpfchen gesammelt werden, damit am Ende der Nadel ein grosser Tropfen entstehen kann, der in den Bodenbereich tropft. Je länger die Nadel, desto grösser die Wahrscheinlichkeit.

Auf El Hierro habe ich mächtige Kiefern gesehen, die im Bodenbereich komplett ausbetoniert waren, um das gesamte Tropfwasser aufzufangen und in einen Wasserspeicher zu leiten.

Mit gemessenen 13 m Stammumfang (Pino Gordo in Vilaflor auf Teneriffa) erreicht die Kanarenkiefer auch enorme Dimensionen.

Um die geniale Anpassung der Kanarenkiefer an diese Inseln erkennen zu können, muss man sich noch ein paar Aspekte zu Gemüte führen:

  • Die Rinde dieser Kiefernart ist sehr dick und besteht aus vielen durch Luftschichten isolierten Lagen. Im Falle eines Brandes isoliert diese Aussenschicht sehr gut gegen die Hitze, so dass die Leitungsbahnen im inneren Rindenbereich nicht geschädigt werden. So können die Kiefern nach drei Monaten schon wieder neues Grün präsentieren.
  • Auch nach dem regelmässig wiederkehrenden massenhaften Befall durch den Kanarischen Kiefernspanner (Makaronesia afortunata) schlägt die Kiefer schnell wieder aus.
  • Sie haben eine enorme Wurzelentwicklung und können so auch die jungvulkanischen, sehr porösen Bereiche gut besiedeln. Auf der Lavazunge des Volcán de Garachico auf Teneriffa ist das besonders gut zu sehen.

Im Kiefernwald gibt es unter dem Einfluss der den Boden ansäuernden Kiefernnadeln eine besondere Vegetation. Hier finden Sie Pflanzen wie die Berg- Tinguara (Tinguara montana), das Gelöste Gliedkraut (Sideritis soluta), Smiths Dachwurz (Aeonium smithii), die Geschwänzte Bencomia (Bencomia caudata), den Wald-Hornklee (Lotus campylocladus), Kugelblume (Globularia salicina), den Grünlichen Natternkopf (Echium virescens), Kanaren-Knabenkraut (Orchis canariensis), Woll-Greiskraut (Pericallis lanata), Kalifornische Kiefer (Pinus radiata), die Scheidenblättrige Zistrose (Cistus symphytifolius), Französische Zistrose (Cistus monspeliensis), das Gefleckte Sandröschen (Tuberaria guttata), den Futter-Geissklee (Chamaecytisus proliferus), Herbst-Seidelbast (Daphne gnidium), Goldblütige Greenovie (Greenovia aurea), Spatelblättrige Dachwurz (Aeonium spathulatum).